Jeff Foster – In einer schlafenden Welt erwacht sein

In einer schlafenden Welt erwacht sein

Wenn du erwacht bist, bist du nicht mehr betäubt. Du kannst dich nicht länger von der Wahrheit abwenden. Du kannst es dir nicht mehr gutgehen lassen mit den alten Märchen, Geschichten von Gut und Schlecht, positivem Denken.
Das Licht des Gewahrsams kann nicht ausgeschaltet werden. Du kannst dich nicht mehr vor dir selbst verstecken. Es gibt niemanden, der zu verstecken wäre.
Du beschuldigst niemand anderen, jetzt nicht mehr.
Du hast keine starre Identität mehr. Du weißt nicht mehr wer du bist, vom Verstand aus gesehen jedenfalls. Und dennoch weißt du wer du bist, viel tiefer als jemals. Du bist lebendig. Du bist das Leben selbst, nicht zu trennen von den Sternen, dem Mond, den Blumen und Bäumen.
Sie ist schwindelerregend, diese Freiheit. Wie eine Neugeburt in jedem Moment. Wie tägliches Sterben, ein Sterben der alten Hoffnungen.
Die Realität ist gegenstandslos, tropfend vor Unsicherheit. Du lebst in der totalen Unsicherheit, nichts woran du dich festhalten kannst, kein Konzept um einen erschöpften Verstand zu beruhigen. Und dennoch fühlst du eine sehr tiefe Form von Sicherheit, tief in deinen Knochen, die Sicherheit des Seins schlechthin. Du weißt, dass deinen Erfahrung immer zu trauen ist, auch wenn sie schmerzen wie die Hölle.
Du würdest dich nicht eine erwachte Person nennen, du würdest nicht denken, dass du besser oder schlechter bist als andere, du würdest dich nicht mehr belügen und behaupten, die antworten zu haben.
Du würdest kein großes Aufheben um dich machen, überhaupt nicht, denn das Selbst ist die größte Illusion,
Es ist einfach, so ganz erwacht, weil es die Umarmung des gegenwärtigen Momentes ist, ohne jede Anstrengung. Aber es ist überhaupt nicht leicht, weil deine alte Realtität in 1000 Stücke zerfallen ist, die alten Projektionen sind weggefallen, und du bist nun wie ein Kessel für alle Freude und allen Schmerz der Welt.
Du kannst dir nicht mehr vormachen, dass du die Kontrolle hast. Es ist nicht leicht, so offen dem Leben gegenüber zu sein. Es ist nicht leicht, all den Schmerz der Welt zu sehen. Es ist nicht leicht, sich manchmal wie ein Fremder in einem fremden Land zu fühlen, obwohl du weißt, dass du Liebe bist, klarer als jemals – aber du siehst wie deine Umgebung so viel vergisst.
Es ist nicht leicht, nicht mehr in das System zu passen, das so viel Glück versprach und so wenig dieser Versprechen einhielt.
Und also – dies ist der Preis den du bezahlst für absolute Freiheit. Man kann nicht voll erwacht sein ohne vollständig alle Träume von einst aufzugeben. Man kann nicht leben ohne das Bekannte zu verlassen.
Diejenigen von euch, die diesen erhebenden und furchterregenden Weg gehen, ich verbeuge mich vor eurem Mut.

Text: Jeff Foster / Übersetzung: Petra Bischoff

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